_DSF6259-klein

Ruhe clickern

Hunde ruhig markern?    

Steigt bei deinem Hund auch sofort der Adrenalinspiegel, wenn er den Clicker sieht oder den Marker hört? Der Clicker/Marker ist oft für den Hund so berauschend toll, dass er ganz hibbelig und aufgeregt wird, sobald er merkt, dass jetzt geclickert wird. Das führt schnell zu großen Problemen beim Training. Der Frust steigt schneller an, es werden schneller Probleme gelernt, als man Tolles trainieren kann und der Hund baut Verhaltensketten, aus denen wir uns nicht mehr lösen können.

Typisches Beispiel: Du möchtest das Zurückkommen während des Spaziergangs trainieren und clickst jedesmal, wenn dein Hund unterwegs zu dir schaut, zu dir kommt oder zufällig bei dir ist. Das tut er auch immer öfter und öfter…und öfter. Und plötzlich hast du einen Hund, der während des gesamten Spaziergangs wie elektrisiert ist und darauf wartet, den Click zu hören.  Er schnüffelt nicht mehr, läuft weg, um zurückzukommen, starrt dich auffordernd an und beginnt sogar zu bellen?

Was ist passiert?

Du hast eine Erwartungshaltung aufgebaut, die verhindert, dass dein Hund entspannen kann. Er versucht herauszufinden, wie er dich zum Clicken bringen kann und kann sich nicht mehr auf einen normalen Spaziergang einlassen. Gerade Hunde, wie Terrier und Hütehunde die nicht nur gern fressen, sondern auch gern arbeiten, nehmen diese Herausforderung extrem gut zu unserem Leidwesen an.

Wie kannst du das verhindern und trotzdem die Vorteile des Clickers nutzen?

Der Clicker/Marker ist ein Hilfsmittel, der als Ankündiger für kommende Belohnung eine wichtige Rolle im Training spielt. Jedesmal werden aber auch Emotionen mittrainiert. Große Aufregung, Aktion und Freude. Entspannung wird dagegen in den meisten Fällen nicht verknüpft, denn es passieren ja so unglaublich viele tolle Sachen.

Training ist eine Kunst. Und um dieses typische Verbinden des Clickerns mit hoher Erregung zu vermeiden, halte dich an die folgenden Tipps: U

  1. Ruhig clickern

Wenn dein Hund sowieso schon sehr aufgeregt ist, musst du um so ruhiger sein. Kein extra Freudequietschen von dir, wenn dein Hund einen Schritt verstanden hat. Loben ihn zusammen mit dem Click mit ruhigen Worten. Hol das Futter ruhig und eher langsam aus der Tasche. Der Click hat dir diese Zeit verschafft. Gib ihm das Futter direkt in die Schnauze oder leg es ruhig dorthin wo es für die Übung hilfreich ist. Werfen führt zu impulsivem Hinterherhüpfen und steigert eher die Aufregung. Übe in sehr kleinen Trainingsschritten, um Frust zu vermeiden, der ansonsten auch sehr schnell mitverknüpft wird.

  1. Erregungsabbau

Nach einer Clickersession musst du deinem Hund helfen, von der Trainingsaufregung runterzukommen. Pack deutlich sichtbar, alle Trainingsmaterialien weg und mach ein paar entspannende Übungen mit deinem Hund. Lass ihn die Restleckerchen erschnüffeln, laufe mit ihm gemeinsam im Trab und wechsele in den Schritt und dann in langsames schreiten. Beginne deinen Hund zu streichen, dann zu massieren und ruhig zu kuscheln im Liegen. Wenn dein Hund keine Probleme mit dem Runterkommen hat, ist nach der Session auch eine Pause zum Schlafen in der Box gut geeignet, um Gelerntes zu vertiefen.

  1. Deutliche Anfangs- und Endesignale

Bei Hunden, deren Erwartungshaltung 24 Stunden am Tag hoch ist, sind deutliche Signale wichtig, wann diese Erwartungshaltung erfolgreich sein kann und wann nicht. Überlege dir ein Signal, das die Trainingseinheit ankündigt und beendet. Der Anblick des Clickers sollte es nicht unbedingt sein, damit du diesen auch einfach zwischendurch dabeihaben kannst, um spontan üben zu können. Besser ist es, den Hund in eine Startposition zu führen (z.B. auf ein Bodentarget), ein Handsignal zu nutzen (zB. der ausgestreckte Daumen) oder/und ein Wortsignal (z.B. „Clickern“). Auch das Ende muss unbedingt deutlich sein. Das kann wieder eine Position sein (zB. auf dem Starttarget liegen), ein Handsignal (z.B. die flachen leeren Hände) oder/und ein Wortsignal (z.B. Ende, Das wars).

  1. Ruhe clickern

Wenn du nur schnelle Bewegungen clickerst, aktivierende Übungen trainierst oder auch zu große Trainingsschritte machst, dann wird diese Erregung mitverknüpft. Training bedeutet dann ganz schnell Aufregung, was wiederum rasch zum Bellen und Nerven führt. Von Anfang achte deshalb darauf, dass du ruhige Übungen einbaust. Das ruhige Liegen auf der Decke, das lange Halten eines Apportels oder auch das lange Berühren eines Gegenstands mit einem Körperteil (bspw. Nase am Target oder Schulter an Wand). Und du kannst die Stimmungsübertragung nutzen, indem du dich beim Training hinsetzt, dich selbst ruhig bewegst und ruhig sprichst.

Je länger dein Hund in einer typischen Ruheposition verharren muss, desto eher tritt dabei auch Entspannung ein, die ebenfalls mit belohnt wird.

Noch besser ist es, gezielt Entspannung zu clickern. Das ist möglich, indem du schrittweise alle entspannenden Zeichen, die der Hund aussendet, anclickst und das folgende Leckerchen auch in dieser Position überreichst.

Beispiel: das Liegen auf der Decke:  Setz dich auf einen Stuhl. Dein Hund ist angeleint neben dir und der späteren Ruhedecke. Clicke alles, was dein Hund in Richtung Decke und Entspannung unternimmt: Hingehen, Kopf absenken, Pfote draufstellen, Hinlegen etc. Lege das folgende Leckerchen immer so auf die Decke, dass er es von dort nehmen muss. Du kannst es sogar auf der Decke etwas festhalten, damit er ein wenig länger dort verweilt.

Achtung! Clicke nicht, wenn er dich anschaut, sondern nur, wenn er sich ruhig mit der Decke beschäftigt und zu dieser nach unten schaut.

  1. Belohnung anpassen, Qualität und Art

Achte darauf, dass die Belohnung deinen Hund nicht zusätzlich erregt. Ein sehr verfressener Hund muss keine Fleischwurst beim Training bekommen, Trockenfutter tut es auch. Es muss auch nicht immer Futter nach dem Click sein. Je nachdem, was dein Hund mag, ist es im Alltag sogar sinnvoller, wenn er nach dem Click etwas tun darf, was er tun möchte. Zum Beispiel am Baum schnüffeln. Allerdings sollte dein Hund dann schon gelernt haben, dass es nach dem Click nicht immer Futter gibt. Sonst erwartet er Futter und wird dann enttäuscht.

  1. Entspannt Spazierengehen

Zu guter Letzte: Genieße deine Spaziergänge wieder und biete das auch deinem Hund. Schlendere durch den Wald, wenn nötig mit dem Hund an der Leine, wenn er noch nicht gut kontrollierbar ist. Setz dich ab und zu mit einem guten Buch oder der Nachrichtenapp auf dem Handy hin und nimm dir die Zeit.

Beobachte heimlich was dein Hund tut, wenn er sich wohlfühlt. Daraus kannst du ableiten, welches Hobby er gern erlernen möchte. Nasenarbeit? Dummytraining oder doch lieber Dogdancing? Behalte deine Freude am Training durch erfolgreiche Trainingseinheiten und nutze den täglichen Spaziergang zum gemeinsamen Entspannen und Leben.

Ich wünsche euch eine gute Zeit

Ariane Ullrich

Schreibe einen Kommentar

Cookie

Diese Webseite nutzt Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung.